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Haustiere unterm Skalpell: Wenn Fürsorge zur Folter wird

Nasen-OP für den Mops, Face-Lift für den Faltenhund und das Pony bekommt eine Zahnspange – manche Tierhalter würden alles tun, damit es ihren geliebten Vierbeinern besser geht. Doch die Grenze zwischen medizinisch notwendigen Eingriffen und eitlen Schönheitsbehandlungen ist fließend. Die Deutschen halten sich 6,8 Millionen Hunde und fast 12 Millionen Katzen als Haustiere. Die meisten davon werden geliebt. Einige sogar mehr als ihnen lieb ist. Ist die Mieze krank, geht es dem Frauchen auch nicht gut. Zeckenbiss, Wurmbefall oder Karies – dagegen gibt es bewährte Arzneimittel. Meist hilft der Gang zum Tierarzt oder eine Bestellung bei einer Versandapotheke, die im Internet nur einen Mausklick entfernt ist. Doch was, wenn das Übel tiefer sitzt? Genau wie der bequeme Großstadtmensch leiden auch unsere vierbeinigen Freunde immer öfter an hartnäckigen Wohlstandskrankheiten. Hinzu kommen ererbte Beschwerden, mit denen viele Haustiere die von Züchtern hochgehaltenen Rassemerkmale bezahlen.

Auf Rassetiere wartet oft das Messer

In Deutschland ist es Tierhaltern laut Tierschutzgesetz verboten, ihren Schützlingen Schmerzen oder Leid zuzufügen. Kosmetische Nasenkorrekturen, das kupieren von Schwanz und Ohren oder andere rein ästhetische Eingriffe sind daher verboten und werden Strafrechtlich verfolgt. Da jedoch zahlreiche Hunde- und Katzenrassen mit extrem kurzen Nasen, übermäßig faltiger Haut oder der Anlage zur Verfettung gezüchtet werden, wird die Schönheitsoperation für manches Haustier zur medizinischen Notwendigkeit. Ein Mops, der aufgrund eines extrem kurz gezüchteten Schädels unter Atemnot leidet, muss behandelt werden. Das Gleiche gilt für die rassetypischen Wimpernmissbildungen bei Englischen Bulldoggen, die zu chronischen Augenreizungen führen. Auch ein Face-Lifting für Faltenhunde wie den Shar-Pei ist aus demselben Grund vertretbar. Kurios ist zudem die Zahnspange für den Vierbeiner – bei Hunden und Pferden, bei denen eine ungehinderte Nahrungsaufnahme sichergestellt werden soll, jedoch durchaus vertretbar. Als strittig hingegen kann das Hodenimplantat für kastrierte Rüden gelten.

Wissen Hunde, dass ihnen ein Hoden fehlt?

Seit den 90er Jahren werden von der Firma Neuticles Plastikhoden produziert und in den USA regelmäßig implantiert. Angeblich um dem seiner Männlichkeit beraubten Hund zu helfen, seelisch besser mit der Kastration zurechtzukommen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es die intakte Optik des „lebenden Accessoires“ ist, die die Hundehalter in erster Linie interessiert. Ebenfalls bei Neuticles im Angebot: Implantate, die geknickte, gekippte oder gebrochene Ohren korrigieren sollen. Die Grenze zur Tierquälerei ist jedoch spätestens dann überschritten, wenn sich Menschen rein aus eitlen Beweggründen dazu entschließen, das geliebte Haustier unters Skalpell zu legen – etwa um die Bauchdecke straffen oder Schlupflieder entfernen zu lassen. Ein ganz anderes Thema, aber ebenfalls quälend für Haustiere sind in der Regel auch Krebsbehandlungen mit Chemotherapie und Bestrahlung. Auch wenn der ein oder andere Tierhalter bereit wäre, 30.000 bis 40.000 Euro für die Behandlung des geliebten Vierbeiners zu bezahlen, dem Tier tut man damit nur selten einen Gefallen.

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Eddy Van 3000 http://www.flickr.com/people/e3000/ [CC BY-SA 2.0], via Wikimedia Commons

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