Macht es Sinn auf Aktientipps zu hören oder ist das Glücksspiel?

In diesen Monaten und mittlerweile Jahren der EZB-Niedrig- bis Nullzinspolitik ist, wie es genannt wird, die Anlage in Aktien noch eine der ganz wenigen Möglichkeiten, um das vorhandene Vermögen zu mehren. Naturgemäß ist dabei das Kursrisiko latent und immer gegenwärtig. Den Aktienkurs selbst kann der einzelne Anleger so gut wie gar nicht beeinflussen. Ihm bleibt allerdings die Möglichkeit, die richtige Aktie auszuwählen. An diesem Punkt stellt sich die Frage, auf welcher Grundlage diese Auswahl getroffen wird.

• Wie gut ist das eigene Knowhow rund um die Aktie im Allgemeinen und im Besonderen
• Welche Erfahrungswerte sind hilfreich bis vertrauenswürdig
• Sind Expertentipps besser als die Erfahrung anderer Anleger in derselben oder vergleichbaren Situation
• Wie lässt es sich vermeiden, auf „Fake News“ wie gekaufte Bewertungen hereinzufallen

Feststeht, dass zum Aktienhandel mit dem An- und dem Verkauf von Wertpapieren ein Basiswissen unerlässlich ist. Immerhin geht es um eigenes Geld und Vermögen, das vom Giro- oder Festgeldkonto in das Wertpapierdepot übertragen wird. Dieser Vorgang wird als „Anlage“ bezeichnet. Tipp ist ganz allgemein der Ratschlag, ein nützlicher Hinweise oder auch eine fachlich bezogene Hilfe. So ist es auch mit dem Aktientipp.

Die entscheidenden Fragen sind
• wer gibt den Tipp
• was ist über den Tippgeber bekannt
• wie seriös und kenntnisreich, in dem Sinne professionell ist der Tippgeber

Die Spreu vom Weizen trennen – das Hauptproblem in der heutigen Zeit

Aktientipps zu bekommen oder sie sich zu holen ist heutzutage denkbar einfach. Das Internet ist buchstäblich voll von Tipp- und von Ratgebern, von echten sowie von selbsternannten Experten. Hinzukommen Fachleute, die ihre Ratschläge und Hinweise in den elektronischen sowie den Printmedien geben. Etwas lax gesagt gibt es mehr Ratgeber als Aktien. Entscheidend, und das ist gleichzeitig das eigentliche Problem daran, ist ein gekonntes Selektieren unter den Aktientipps. Grundsätzlich kann oder muss die Frage mit einem klaren Ja beantwortet werden, dass es durchaus Sinn macht, sich Aktientipps anzuhören oder auf sie zu hören. Doch Aktientipp ist nicht gleich Aktientipp.

Glücksspiel – nur der Zufall entscheidet

Als Glücksspiel wird eine Tätigkeit zum Vergnügen oder zur Unterhaltung bezeichnet, deren Verlauf und Ergebnis ganz überwiegend zufällig ist, also vom Zufall bestimmt wird. Definitionen für den Begriff Zufall sind das unerwartete Geschehnis oder ein Ereignis, das nicht voraussehbar beziehungsweise nicht beabsichtigt ist. Das steht im deutlichen Widerspruch zu einem Aktien- oder Wertpapierhandel. Die Wertsteigerung durch den Aktienhandel an der Börse steht nicht im Zusammenhang mit Zufällen, sondern mit realen Ereignissen. Das sind keine Zufälle, wenngleich sie von dem Anleger oftmals nicht voraussehbar und meistens auch nicht beeinflussbar sind. Ereignisse in Politik und Wirtschaft haben einen direkten, fast nachweisbaren Einfluss auf den DAX. Das hat mit Zufall, mit Glück oder mit Glücksspiel nichts zu tun. Insofern kann es klar verneint werden, dass der
• Erfolg im Handel mit Aktien reines Glück ist
• Aktienhandel als solcher ein Glücksspiel darstellt

Den Aktientippgeber genau unter die Lupe nehmen

Das Annehmen von Ratschlägen und Tipps geht einher mit dem eigenen Wissen rund um das Thema Aktien. Je mehr der Anleger weiß, umso selbstsicherer ist er in seinen Entscheidungen, und desto unabhängiger wird er von außenstehenden Meinungen. Geradezu ideal ist es, wenn mit den selbsterworbenen Kenntnissen der eingeholte Aktientipp ebenfalls bewertet werden kann. Der Anleger braucht sich nicht, wie es genannt wird, blind auf den Aktientipp zu verlassen, sondern er holt sich, ergänzend zu seiner eigenen, eine weitere Fachmeinung ein. Insofern macht es auf jeden Fall und oftmals viel Sinn, auf Aktientipps zu hören; es müssen eben nur die richtigen sein. Das kleinste Dorf der Schweiz, soll wohl auch einen guten Aktionär im Dorf Leben haben der wie man sagt immer ein „guten Riecher“ hat was Aktienempfehlungen angeht.

Der abstrakte Aktientipp für die konkrete Wertpapieranlage

Mit dem Aktientipp ist ganz allgemein weniger die Aktie des einzelnen Unternehmens gemeint, sondern vielmehr Überlegungen zu einer Anlagenstrategie, zur Bestückung des Aktiendepots oder zur generellen Entscheidung Aktienhandel Ja/Nein. Wenn der Aktientipp lautet „Diversifizieren des Wertpapierdepots“, dann muss diese allgemeine Aussage konkret auf das eigene Wertpapierdepot angewendet werden. Mit Knowhow und Selbstvertrauen entscheidet das der Anleger selbst. Die Alternative dazu ist ein Vermögensverwalter, der aufgrund seines Fachwissens die seiner Meinung nach richtige Entscheidung trifft, was jedoch Geld kostet.

Im Grunde genommen werden Aktientipps über mehrere Stufen hinweg von oben nach unten weitergegeben, in dem Sinne durchgereicht. Der „Aktienguru“ mit Rang und Namen gibt einen Tipp, den die Medien aufnehmen und publizieren. Einer der Aktiengurus hat es geschafft einen positiven Trend für eine große Konditorei vorauszusagen, weil diese das herausgeben eines berühmten Rezepts für einen Zupfkuchen angekündigt hatte. Jetzt ist der Aktientipp in der Welt und kann von dem Anleger angenommen oder negiert werden. Doch wer ist ein „wirklicher Aktienguru“, und wer hält sich dafür?

Damit soll deutlich gemacht werden

wie schwierig es einerseits, und wie dringend notwendig es andererseits ist, den richtigen Aktientipp zu bekommen oder sich zu holen. Das geht nicht ohne ein Mindestmaß an eigenem Wissen und Können. Es muss zumindest für die Beurteilung des Aktientipps sowie der dahinterstehenden Person ausreichen. Vor diesem Gesamthintergrund ist es empfehlenswert, die Quelle des Aktientipps genauer zu kennen bis hin zu durchleuchten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass der weniger gute oder schlechte Aktientipp dieselbe Auswirkung hat wie das Glücksspiel.

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