Reisen bedeutet Freiheit, neue Eindrücke und eine Auszeit vom Alltag. Doch was viele nicht bedenken: Mit jeder Reise wächst oft auch der persönliche Müllberg. Verpackungen von Snacks, Einweg-Toilettenartikel oder Coffee-to-go-Becher summieren sich schnell. Wer nachhaltiger unterwegs sein möchte, stößt daher früher oder später auf das Prinzip des Zero Waste. Ziel ist es, Abfall zu vermeiden, statt ihn nachträglich zu entsorgen.
Die richtige Vorbereitung: Der Schlüssel zu weniger Müll
Ein müllfreies Reiseerlebnis beginnt nicht erst am Flughafen oder im Zug, sondern bereits zu Hause. Wer gut vorbereitet startet, kann viele Einwegprodukte ganz einfach vermeiden. Es lohnt sich, im Vorfeld wiederverwendbare Alternativen zusammenzustellen und mitzunehmen.
Sinnvolle Zero-Waste-Reiseausstattung
Einige wenige, aber durchdachte Utensilien machen unterwegs den Unterschied:
- Trinkflasche aus Edelstahl oder Glas: Ideal für Wasser, Kaffee oder Tee – lässt sich an vielen Orten kostenlos auffüllen.
- Bambus- oder Edelstahlbesteck: Praktisch für Mahlzeiten im Park oder auf Street-Food-Märkten.
- Stoffserviette oder kleines Handtuch: Spart Papiertücher und ist vielseitig einsetzbar.
- Wiederverwendbare Einkaufstasche: Klein zusammenfaltbar und hilfreich beim Einkauf auf Märkten.
- Bienenwachstücher oder Edelstahlboxen: Für Snacks, Obst oder Reste unterwegs.
- Kosmetik in fester Form: Shampoo-Bar, Seife und Zahntabs sind langlebig, platzsparend und plastikfrei.
Ein nachhaltiger Kulturbeutel mit wiederbefüllbaren Behältern hilft nicht nur bei der Müllvermeidung, sondern auch dabei, Gepäck zu reduzieren. Besonders bei Flugreisen mit Handgepäck spart man so Platz und Gewicht.
Digitale Vorbereitung für papierfreies Reisen
Auch digitale Tickets, Bordkarten und Stadtpläne gehören zur Zero-Waste-Vorbereitung. Statt gedruckten Reiseführern bieten sich Apps und Offline-Karten an. So lässt sich nicht nur Müll, sondern auch Papierverbrauch reduzieren – und das ganz ohne Komfortverlust.
Müllvermeidung während der Reise: Alltagstaugliche Strategien
Selbst bei bester Vorbereitung lassen sich Müllquellen unterwegs nicht immer vollständig vermeiden. Wer jedoch einige Grundregeln beachtet, kann viele typische Abfallsituationen im Reisealltag entschärfen – vom Cafébesuch bis zur Hotelübernachtung.
Nachhaltig unterwegs essen und trinken
Ein Großteil des Reiseabfalls entsteht durch To-go-Verpackungen und Einwegartikel. Mit wenigen Handgriffen lässt sich das vermeiden:
- Getränke in mitgebrachte Thermobecher oder Flaschen füllen lassen
- Street-Food in eigene Behälter abfüllen
- Auf unnötige Extras wie Plastikstrohhalme oder Wegwerf-Besteck verzichten
- Restaurants oder Cafés bevorzugen, die Mehrweg anbieten
In vielen Städten gibt es mittlerweile „Zero-Waste-Friendly“-Karten, auf denen verpackungsarme oder verpackungsfreie Läden und Lokale verzeichnet sind. Auch mobile Apps helfen dabei, passende Optionen zu finden.
Müllvermeidung im Hotel oder Airbnb
Wer in Hotels oder Ferienwohnungen übernachtet, kann auch dort einiges zur Abfallvermeidung beitragen:
- Eigene Seife und Shampoo verwenden statt Hotel-Miniaturen
- Handtücher und Bettwäsche nicht täglich wechseln lassen
- Auf den Zimmerservice verzichten, wenn er nicht benötigt wird
- Frühstücksbuffets achtsam nutzen – lieber öfter holen, aber kleinere Portionen
- Den eigenen Müll sortieren, soweit es die Unterkunft ermöglicht
Manche Anbieter sind bereits auf Zero-Waste-Gäste eingestellt und stellen beispielsweise Glasflaschen oder Recycling-Behälter zur Verfügung.
Zero Waste bei längeren Transportwegen: Bahn, Flugzeug und Auto
Auch die Wahl des Verkehrsmittels beeinflusst die Müllbilanz erheblich. Während das Reisen mit Bahn und Fernbus grundsätzlich als umweltfreundlicher gilt, lassen sich auch bei Flugreisen und Autofahrten einige Abfallquellen reduzieren.
Tipps für müllarmes Bahnreisen
In Zügen ist die Versorgung meist auf Einwegverpackungen ausgelegt. Durch Selbstversorgung lässt sich das leicht umgehen:
- Eigene Snacks in Boxen oder Tüchern mitbringen
- Kaffee oder Tee im Thermobecher mitnehmen
- Zeitung oder Magazin digital lesen
- Trinkwasserflaschen am Bahnhof nachfüllen, falls verfügbar
Viele Bahnhöfe bieten inzwischen Wasserstationen, Unverpackt-Läden oder plastikfreie Shops an – ein positiver Trend.
Gruppenflüge und Flugreisen mit Zero-Waste-Anspruch
Flugreisen bleiben trotz nachhaltiger Bestrebungen ein schwieriges Thema. Doch es gibt auch hier Potenzial: Wer z. B. an Gruppenflügen teilnimmt und seine Reise sorgfältig organisiert, kann Ressourcen besser bündeln und Emissionen pro Kopf senken. Ergänzend kann bei der Airline ein vegetarisches oder veganes Menü gewählt und auf Bordverpackungen verzichtet werden.
Die Mitnahme eines leeren Edelstahlbechers durch die Sicherheitskontrolle ist in der Regel problemlos möglich – dieser kann im Gatebereich aufgefüllt werden, sofern dort Trinkwasserspender vorhanden sind.
Autofahrten mit Bedacht gestalten
Beim Reisen mit dem Auto sind kurze Zwischenstopps oft verlockend – doch gerade an Raststätten droht der Müllberg. Wer vorbereitet ist, fährt besser:
- Picknick im Auto mit mitgebrachten Speisen
- Kaffee oder Snacks in eigenen Behältern
- Mülltüte im Auto für spätere Entsorgung
Carsharing oder Mitfahrgelegenheiten bieten darüber hinaus die Möglichkeit, Ressourcen zu teilen und den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern.
Alltagstaugliche Lösungen für unterwegs: Mülltrennung und Entsorgung
Auch bei bester Vorbereitung entsteht manchmal Müll. Entscheidend ist dann der richtige Umgang damit. In vielen Ländern unterscheidet sich das System zur Mülltrennung erheblich von Deutschland – eine Herausforderung, aber auch eine Chance zur bewussten Auseinandersetzung mit dem Thema.
Mülltrennung im Ausland
Die folgende Tabelle bietet einen Überblick, wie Müll in verschiedenen beliebten Reiseländern gehandhabt wird:
Land | Mülltrennung üblich | Öffentliche Recyclingbehälter | Besonderheiten |
Deutschland | Ja | Weit verbreitet | Pfandsystem für Flaschen |
Frankreich | Teilweise | In Städten verfügbar | Einheitlicher Recycling-Sack |
Italien | Regional verschieden | Nicht überall vorhanden | Hausmüll oft mit Barcode-System |
Spanien | Ja | Meist vorhanden | Gelber Sack für Verpackungen |
USA | Wenig verbreitet | Kaum vorhanden | Müll oft gemischt gesammelt |
Richtiger Umgang mit Abfällen
Auch wenn keine offiziellen Recyclingmöglichkeiten bestehen, kann man dennoch handeln:
- Müll mitnehmen und später in geeignete Behälter entsorgen
- Bioabfälle kompostieren, wenn möglich (z. B. in Hostels mit Garten)
- Plastikteile und Sondermüll nicht achtlos wegwerfen
- Aufklärung vor Ort betreiben, ohne missionarisch zu wirken
Wer im Urlaub bewusst mit seinem Abfall umgeht, sensibilisiert nicht nur sich selbst, sondern häufig auch das Umfeld – sei es im Hostel, auf dem Campingplatz oder beim gemeinsamen Frühstückstisch.
Nachhaltige Mitbringsel und Souvenirs ohne Verpackungsballast
Viele Reisende möchten Freunden oder Familie ein kleines Andenken mitbringen. Doch gerade Souvenirs verursachen oft unnötigen Müll: Verpackungen, Plastikdeko oder Flugimportware. Es geht aber auch anders.
Müllfreie Souvenirs – kreativ und persönlich
Folgende Ideen sind nicht nur nachhaltiger, sondern meist auch origineller:
- Lebensmittel vom Markt (z. B. Gewürze, Olivenöl) – lose oder in Glas
- Handgemachtes Kunsthandwerk aus der Region
- Erlebnisse schenken: Gutscheine für Kochkurse, Führungen o. Ä.
- Naturmaterialien wie getrocknete Blumen oder kleine Steine (nur wenn erlaubt)
- Digitale Souvenirs: selbstgemachte Fotobücher oder Videos
Wichtig ist, dass das Mitbringsel sinnvoll ist und nicht nur der Geste wegen gekauft wird. So bleibt die Erinnerung an eine schöne Reise auch langfristig positiv – für Schenkende, Beschenkte und den Planeten.