Gefährliche Praxis: Storytelling zum Thema Depot

Wir alle lieben Geschichtenerzähler. Doch wenn es um Finanzen geht, heißt es: Aufpassen! Durch das geschickte Verweben von Fakten und Spekulationen schaffen es unseriöse Berater nämlich immer wieder, Menschen für bestimmte Geldanlagen zu begeistern. Das Problem dabei ist, dass alles stets nachvollziehbar und logisch klingt. Häufig glauben die Verkäufer solcher Geldanlagen wirklich an das, was sie erzählen. Doch allzu oft gibt es im Nachhinein ein böses Erwachen. Wie solche Angebote zu erkennen sind und wie ein ausgewogenes Depot aussehen sollte, möchten wir in diesem Beitrag erläutern.

Geschichten zu Wertpapieren haben bei der Auswahl des Depots nichts zu suchen

Besonders, wer im Handel mit Wertpapieren neu ist und vielleicht sogar gerade sein erstes Depot eröffnet hat, nimmt die Storys, die im Umlauf sind, leicht für bare Münze. Das Wissen um Zusammenhänge ist noch klein und so werden auch unbelegte Spekulationen gern als Tatsachen betrachtet. Jeder Hype wird als Vorwand benutzt, um bestimmte Papiere an den Mann zu bringen. E-Autos sind beispielsweise in jedem TV-Werbeblock vertreten. Da fällt es leicht, auf jemanden reinzufallen, der einem nahelegt, jetzt in diese Technologie zu investieren. Noch einen Schritt weiter geht es bei Rohstoffen, die beispielsweise in Akkus verbaut werden. Nach dem Motto: Der Bedarf steigt mit Sicherheit. Auch die täglichen Nachrichten können für derlei Geschäfte genutzt werden. Wird zum Beispiel über die Legalisierung von Cannabis oder über ein neues Krebsmedikament berichtet, so ist dies ein Ansatz für eine gute Geschichte. Wer will, findet schließlich immer Argumente dafür.

Ein Negativbeispiel ist etwa der Hype um seltene Erden vor ein paar Jahren. Das Hauptvorkommen lag damals in China und als das Land Exportbeschränkungen verhängte, stiegen die Preise gen Himmel. Denn gleichzeitig wuchs auch die Angst, ob die abnehmenden Unternehmen den Bedarf noch würden decken können. Doch Not macht erfinderisch und so gab es einerseits Unternehmen, die nach Alternativen für die seltenen Erden Ausschau hielten, andererseits wurde nach neuen Quellen gesucht, die tatsächlich auch gefunden wurden. Der gesunkene Bedarf in Verbindung mit größeren neuen Vorkommen ließ die Preise und somit auch die Werte im Depot um bis zu 80 % sinken. Hier haben viele Menschen eine Menge Geld verloren.

Ein weiteres Beispiel sind die Fluggesellschaften. Die Anzahl der Flugreisen ist seit Jahren stetig gestiegen. Doch Aktionäre und Fluggesellschaften haben von diesem Boom nichts abbekommen, im Gegenteil: Immer mehr Gesellschaften stehen am Rande des Bankrotts. Denn die zu erwartenden Gewinne kommen nicht den Unternehmen, sondern den Kunden zugute. Die Preise für In- und Auslandsflüge sind beinahe ins Lächerliche gesunken. Teils kostet ein Flug ins europäische Ausland weniger als eine Zugfahrt an die deutsche Küste.

Darum ist die Streuung so wichtig

Wer ein wenig „Spielgeld“ investieren möchte, kann selbstverständlich Einzelpapiere dem Depot beimischen. Doch es sollte immer klar sein: Es kann gutgehen – muss es aber nicht. Statt also dem erhofften großen Gewinn hinterherzulaufen und jede Investition zu bedauern, die vielleicht gerade nicht getätigt wurde, ist es besser, das Depot breit aufzustellen. Einzelwerte sollten die Ausnahme bleiben. Besser sind Fonds, die möglichst breit aufgestellt sind. Auch die verschiedenen Anlageklassen sollten berücksichtigt werden. Ziel eines ausgewogenen Depots ist es, eine möglichst stetige mittelstarke Rendite zu erwirtschaften.

Hier geht es nicht um das Äquivalent eines Lottogewinns, bei dem der neidische Nachbar ständig bedauert, an diesem Wochenende nicht gespielt zu haben. Es geht vielmehr um einen sinnvollen Aufbau und viel Zeit.

Schwankungen ignorieren

Je nachdem, welche Papiere im Depot vorhanden sind, kann der Wert jeweils steigen oder fallen. Einige schwanken stärker als andere, dies nennt man Volatilität. In der Regel werden Papiere, die stärker schwanken, auch mit einer höheren Risikoklasse bewertet. Denn fällt der Preis und muss gerade etwas verkauft werden, ist ein Verlust vorprogrammiert. Wer aber viel Zeit mitbringt, kann mit solchen Papieren auch besonders hohe Renditen erzielen. Denn wer sich eine lange Haltedauer leisten kann, kann die Phasen der Flaute gut abwarten, bis die Situation wieder besser ist.

Das Problem ist meist, dass jede Schwankung mit Argusaugen beobachtet wird und die Anleger schnell nervös werden. Das Ergebnis ist ein vorzeitiger Verkauf, um die Verluste zu begrenzen. Leider werden Börsenkurse zu jeder Tages- und Nachtzeit veröffentlicht, was dazu führt, dass jedermann jederzeit umfassend informiert ist. Angenommen, bei Immobilien würde jederzeit der Tageskaufpreis angezeigt werden, so würde sicherlich der ein oder andere Immobilienbesitzer plötzlich sein Haus verkaufen – aus Angst, es könnte am nächsten Tag nichts mehr wert sein.

Gleiches gilt aber auch für das Depot: Wer in die Weltwirtschaft investiert, wird immer auch ein Wachstum verzeichnen, sofern genug Zeit zur Verfügung steht. Denn auch große Krisen enden irgendwann und die Anleger mit den stärksten Nerven gehen meist als Sieger daraus hervor. Unser Tipp zum Schluss: Ein guter Berater ist Gold wert!

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